Wissenschafts-Praxis-Dialog für den Wiederaufbau in Rheinland-Pfalz

22. Juni 2023

Bei dem dritten Wissenschafts-Praxis-Dialog in Remagen standen die sozialen Aspekte der Flutkatastrophe und des resilienten (Wieder-)Aufbaues im Fokus. In Form von Impulsvorträgen und einer Podiumsdiskussion wurde erörtert, wie es den Menschen vor geht, welche Bedeutung soziale Infrastrukturen haben und wie die Klimaresilienz im Wiederaufbauprozess gestärkt sowie die soziale Vulnerabilität gesenkt werden kann.

Das BMBF-geförderte KAHR-Projekt, welches den Wiederaufbau der flutbetroffenen Regionen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz wissenschaftlich begleitet, hat am Donnerstag, den 15.6., gemeinsam mit dem Landkreis Ahrweiler und dem rheinland-pfälzischen Klimaschutzministerium den dritten Wissenschafts-Praxis-Dialog in der Rheinhalle in Remagen veranstaltet. Bei den ersten beiden Veranstaltungen 2022 in Remagen sowie in Aachen standen die Themen bauliche Infrastrukturen, Brücken, Hochwasserschutz und Raumplanung im Fokus – dieses Mal waren es die sozialen Aspekte der Katastrophe und des (Wieder-)Aufbaus, denen oftmals weniger Aufmerksamkeit geschenkt wird, die für einen nachhaltigen, umfassenden und inklusiven Aufbauprozess allerdings nicht minder wichtig sind.

Nach den Begrüßungen sowie einer kurzen Einführung durch die beiden KAHR-Sprecher Prof. Dr. Jörn Birkmann (Universität Stuttgart) und Prof. Dr. Holger Schüttrumpf (RWTH Aachen) folgten vier Impulsvorträge. Zunächst stellte Alessa Trüdinger (Universität Stuttgart) einige Erkenntnisse aus der im Sommer 2022 durchgeführten Haushaltsbefragung vor, wobei deutlich wurde, dass etwa 14% der 516 Befragten zum Zeitpunkt der Befragung bereits umzogen waren und weitere knapp 6% dies planten. Von denen, die vor Ort bleiben wollten, hatte knapp die Hälfte nach dem Hochwasser 2021 keine (weiteren) Hochwasservorsorgemaßnahmen ergriffen – als Hauptgründe wurden das Wohnen in einem Mehrfamilienhaus sowie das fehlende Wissen, was verändert werden kann und wie, angeführt. Dies zeigt, dass die Sensibilisierung der Bevölkerung und die Verbreitung von passgenauen Informationen zu Risiken und möglichen Vorsorgemaßnahmen essentiell sind – zumal über 80% der befragten, betroffenen Personen vor dem Hochwasser 2021 nicht wussten, dass sie in einem überflutungsgefährdeten Gebiet wohnten. Anschließend stellte Prof. Dr. Christian Kuhlicke (UFZ) heraus, welche wichtige Rolle soziale Infrastrukturen nach einer Katastrophe und im (Wieder-)Aufbau einnehmen. Prof. Dr. Annegret Thieken (Universität Potsdam) wiederum zeigte auf, wie stark solche Hochwasserkatastrophen die mentale Gesundheit der Betroffenen belasten. So zeigen etwa 28% der Befragten im Ahrtal Anzeichen einer posttraumatischen Belastungsstörung. Die Impulsvorträge wurden dann durch einen externen Vortrag von Dr. Katharina Scharping (Traumahilfezentrum Ahrweiler) abgerundet, die von ihren Erfahrungen aus der Praxis berichtete.

Im Anschluss an die Vorträge fand eine Podiumsdiskussion statt, an der Klimaschutzministerin Katrin Eder, Landrätin Cornelia Weigand, Prof. Dr. Christian Kuhlicke, Prof. Dr. Annegret Thieken und Dr. Katharina Scharping teilnahmen. Hierbei wurden auch einige Fragen aus dem Publikum, das etwa 90 Personen zählte, beantwortet. Nach der Diskussion fand noch ein lockerer Austausch zwischen den Teilnehmenden aus Politik und Praxis und den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern statt. So konnte sich – gestärkt durch Fingerfood – an verschiedenen Poster des KAHR-Projekts sowie von engen Partnern des Projekts wie dem THW und Westnetz vertieft über aktuelle Arbeiten und Erkenntnisse informiert werden.

Unter folgendem Link kann die Aufzeichnung des Live-Streams der Veranstaltung abgerufen werden: https://www.youtube.com/watch?v=aTrZhr4-ub0

 

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